Schneller Aufbruch

 

Am 6.8. machten wir uns wieder auf. Wir hatten in der Nacht zuvor hin und her überlegt und stundenlang den Törn vorbereitet. Es war knapp bemessen mit dem Morgengrauen um halb 7 los zu fahren und nicht in Gegenströmung im Chenal Du Four zu geraten. Aber um 4 Uhr morgens war uns zu dunkel und zu früh nach nur 3 Std. Schlaf. Also schnell Müsli und Kaffee eingeschmissen und trotz kurzer Nacht ging es munter mit der golden aufgehenden Sonne am klaren Himmel los. Meine Rechnung ging auf und wir fuhren – wie sollte es anders sein- ohne Wind und mit der Strömung nach Camaret. Wir hatten uns solch einen Kopf gemacht, weil im Almanac vor der Strömung gewarnt wurde und wir hatten Spring. Dabei war nix. Ja nicht einmal richtig Strömung und so fuhr das MS Anima mit nur 5 bis max. 6 kn dahin. In Camaret gabs erst mal eine sehr nötige Dusche, nachdem wir im Stadthafen fest gemacht hatten. Die sanitären Anlagen ließen zu wünschen übrig, aber dafür konnte man in den gemischt geschlechtlichen Duschen für nur 2 Euro gemeinsam duschen. Zusammen Pinkeln wäre auch möglich, denn auch die kostenlosen Toiletten waren nicht getrennt nach Geschlecht, aber da spart man ja nicht :)

Internet kann man sich für 10 Euro für 2 Monate besorgen, was sich aber erst auf dem Rückweg gelohnt hätte, weil man diese Flatrate nur in Häfen entlang der französischen Küste nutzen konnte. Aber Camaret sollte unsere letzte französ. Station sein. Wir standen seit L'Aber Wrac'h wieder mit der Orion in Kontakt, die uns über unsere homepage eine mail geschrieben hatte. Sie waren entgegen unserer Vermutung noch hinter uns und wetterten in Roscof ab. Wären wir damals rein

gefahren, anstelle vor Ile de Batz zu ankern, hätten wir sie getroffen.Sie wollten am nächsten Tag nach Camaret kommen und wir freuten uns schon, besonders, weil wir dann die Biskaya vielleicht zusammen bezwingen konnten. Wir proviantierten uns neu und besorgtenWasser und bereiteten uns vor. Abends war ich dann an der Reihe mit Kopfweh, Frösteln und Unwohlsein. Trotzdem gingen wir noch spazieren und schauten uns die kleine schöne Schifferkirche an und den Schiffsfriedhof mit alten vermoderten Fischkuttern. Musik drang herüber und als wir es uns näher besahen, spielten oder sangen eher, 2 Männer im Echo französische Lieder zu denen die Einwohner, ob alt oder jung sich drehten. Zurück am Boot ging ich früh schlafen, im Hintergrund noch die Männerstimmen und Dudelsack hörend.

Am nächsten Tag ging es mir schlechter und die Erschöpfung ,machte sich in mir breit. Ich fand dennoch keine Ruhe und so wusch ich Wäsche und Petz kümmerte sich rührend um mich und schleppte weiter Ausrüstung ran. Nach dem Gewicht des Diesels zu urteilen den er für unser Motorboot immer ranschleppt muß er bald seine Muskeln spielen lassen können wie ein Bodybuilder. Allerdings steht ihm da unser Zucker- und Chipskonsum im Weg. Am frühen Nachmittag kam die Orion an. Wir hatten zwar, wie die typisch deutschen Allinklusivtouris ihre Poolliegen, den Stand neben uns mit einem roten Tuch behangen, wurde aber von den Franzosen strikt ignoriert. Sie fanden zum Glück dennoch einen Stand in der übervollen Marina. Es war ein freudiges Wiedersehen und abends saßen wir noch bei Bierchen, zwischen der frisch gewaschenen Wäsche in unserer Plicht und brachten uns auf den neusten Stand. Neele bändelte mit einem kleinen englischen Mädchen an und sammelte Seegras in ihrem Köcher. Der Herr Papa meinte ganz trocken zu ihr: „ Sieh mal Neele wie gut die schon englisch sprechen kann. Da kannst Du Dir ein Beispiel nehmen.“ Neele antwortete spontan:“Dafür kann ich besser deutsch.“ Und damit war alles gesagt. Ich hab mich köstlich amüsiert.

Abends setzten wir uns auf eine Terasse einer Bar direkt am Hafen und durchstöberten bei Bierchen das www nach aktuellen Wettervorhersagen und Grips für die Biskaya. Es stimmte was Heinz uns schon gesimst hatte. Wenig Wind war angesagt aus nördlichen Richtungen, der mal mehr und mal weniger blasen sollte, aber kein Sturm oder Starkwind. Fertig ausgerüstet waren wir, also warum nicht? Wir besprachen uns noch kurz mit dem Raumkreuzer, der wohl aber noch mehr von den schönen französischen Buchten sehen wollte, was auch verständlich war. Ich war total kaputt und schlief schnell ein, während der Capitano noch 3 Beruhigungsbierchen in der Plicht kippte gegen die Nervosität vor der Überfahrt.

 

aktualisiert: 04.11.14

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