La France - encore une fois,

 

Von Sark machten wir uns am 27.7. auf nach Treguier, an die französische Küste, zurück in die Bretagne. Mit dem Strom und wie immer Wind auf die Nase. Langsam frage ich mich, ob ich überhaupt auf dieser Reise das Segeln erlernen werde. Motorbootfahren klappt jedenfalls ganz gut und ich hab den Chef mit 2 Versuchen auch schon an eine Boje manövriert. Beim Ankern steh ich auch immer an der Pinne. Bin recht stolz auf mich. Was mich nervt, ist, daß ich immer für die Navigation zuständig bin und uns durch enge steinige Zufahrten manövrieren muß. Das heißt ich sitze mit der Nase am Tablet und im Almanac und sage wo lang,welche Tonne der Capitano ansteuern muß, wie tief es ist, wo man ankern kann und so weiter. Dabei sehe ich nur leider nicht wie es um mich herum aussieht. Aber gerade dort wo so viele kleine Inselchen und Felsen sind, ist es besonders schön. :( Immerhin übernimmt der Capitano auch die Törnplanunge und so suchen wir dann stundenlang heraus wo es schön sein soll, tief genug ist, zu welcher Tide wir los machen, zu welcher man ankommt, ob Spring oder Nipp und welche Ströme herrschen.... Boah. Ganz schön zeitraubend. Wenn einem Mathe was nützt, dann hier. Aber einmal im Tag geirrt oder in der Zeitzone verguckt, dann.... Wir kamen recht gut voran, aber nicht so schnell wie gewünscht. Normalerweise reicht es mit durchschnittlich 5 kn zu rechnen. Diesmal nicht und der Oststrom setzte ca 3sm vor Treguier ein. Es war uns zu anstrengend mit 1,5 kn gegenan zu kämpfen und es war schon halb 8. Also wieder den Riechkolben in unsere Bibel gehalten und wir drehten ab zur Ile de Brehat. Da mußte man zwar noch hinten rum fahren, aber es lohnte sich. Wir ankerten um 21 Uhr kurz vor dem Trocken fallenden Hafen. Ich zauberte ein kleines Mahl und der capitano fuhr noch kurz auf die Insel shoppen. Am nächsten Tag wollten wir eigentlich noch etwas Strecke machen, aber unser Navtex sagte uns Starkwind vorraus und Sturmwarnungen wurden gesendet. Also fuhren wir nur ein paar Meilen weiter nach Treguier in den geschützen Fluß. In der Marina machten wir es uns 3 Nächte gemütlich. Es regnete häufig, aber wir hatten auch Sonnenschein. Ein schönes Städtchen. Ich weiß. Irgendwie find ich ja alle hübsch. Aber seit Cherbourg suchen wir uns aus dem Almanac auch nur noch die Häfen raus mit 3 Blümchen, die sehenswert bewertet sind. Somit sehen wir die Fleckchen, die sehr typisch französisch wirken oder besonders schöne natürliche Attraktionen bieten. Treguier ist klein mit einem Dom im Zentrum der Altstadt. Sie liegt auch an einem Hang und hat viele hübsche enge Straßen mit schmalen Häusern aus Naturstein und bunten Fensterläden. Dazu gibt es Fachwerkhäuser, deren Balken und Giebel sich so durchbiegen, daß sie anmuten als wären sie das Hexenhäuschen aus einem Märchen und man erwartet gleich einen Schwall aus dem Nachttopf wenn man drunter lang läuft. Manche Fenster sind so schief, daß man sich fragt wie man sie öffnet geschweige denn wieder zu bekommt. Die Tage gehen schnell vorbei mit Wäsche waschen durch die Stadt wandern, abwaschen.... Besonderes Highlight war, daß wir uns mal was typisch französisches leisten wollten. Also in einer der zahlreichen Creperien gepflanzt und den sagenhaft besten Karamellsoßen-Knuspercrepe der Welt gegessen. Obwohl der hauchdünne Teig nur tellergroß war lag er wie ein Stein im Magen. Anschließend wollten wir ihn mit dem typischen Cidre runterspülen. Das Gesöff kam in einer Kaffeetasse und war dagegen das sagenhaft schlechteste Getränk der Welt. Ich bin ja nu wirklich kein Gourmet, aber es schmeckte wie alte faulige Äpfel in Hefewasser mit Sprudel. Wir zwangen es uns runter. Einmal und nie wieder. Nach 3 Nächten wollten wir wieder etwas sparen und sind in den Fluß zurück ca 1sm vom Hafen entfernt und legten uns vor Anker. Am Ufer sahen wir überall auf den Felsen kleine graue Hütchen und Erhebungen die wie Pusteln am Stein klebten. Mein Entdeckertrieb erwachte. Ich überredete den Capitano das Dinghi fertig zu machen und wir ruderten zu den erhofften Schalentieren.Wir untersuchten die Hütchen eingehend, aber bekamen die festgesaugten Dinger einfach nicht vom Stein – selbst mit scharfem Messer. Schließlich fanden wir einzelne Steine an denen nicht nur die Hütchenmuscheln sondern auch Austern klebten. Eifrig beluden wir unser Schlauchboot mit 5 großen Steinen und kehrten zum Boot zurück. Dort öffneten wir noch am Stein die erste Auster und Bähh. Gelbe dicke Glibbermasse verbarg sich im Innern. Ok. Die landete zusammen mit den anderen wieder im Fluß. Enttäuscht hebelten wir ein Hütchen mit lautem Schmatz vom Stein und diese konnte fliegen und platschte in hohem Bogen ins Wasser. Die zweite hebelte der Chef de bateau vorsichtiger herunter und es streckten sich uns ein paar schwarze Fühler entgegen und zuckten wieder zurück. Also warfen wir auch die Schnecken wieder über Bord. Später schauten wir in einem kleinen französischen Heftchen über Muscheln nach und ich glaube dort drin stand etwas wie das Austern nur von September bis April gesammelt werden sollen und Muscheln generell nicht in Flüssen, weil sie die Verschmutzungen aus dem Wasser filtern. Also hatte die Auster keinen Schnupfen sondern war wahrscheinlich schwanger und ungenießbar. Hmm. Und wo stammten dann die Austern her die wir in Cherbourg gegessen hatten...?

Am 31.07. ging es zur Mittagsstunde weiter in Richtung Roscof. Da sich der Wind wieder komplett verkrümelt hatte, motorten wir mal wieder – oder wie immer? Unterwegs ist es meist langweilig aber wegen der Wellen kann man nicht viel machen. Lesen fällt bis auf den Almanac weg, weil mir davon übel wird. Essen machen kann man auch nicht die ganze Zeit. Außerdem merkt man irgendwie den Hunger nicht, wohl weil der Magen ständig geschüttelt und gerührt wird bis er schaumig ist und damit wieder voll. Äpfel speisen wir viel unterwegs, oder wir haben vorgekocht. Brioche schmeckt auch sehr gut und mit Nüssen und Chips decken wir den Salzbedarf. Der Capitano hat schon abgenommen, aber er füllt es an Haarlänge im Gesicht und auf dem Kopf wieder auf – mein kleiner Waldschrat ;) Die meiste Zeit sitzen wir also in der Plicht und gucken nur. Hier mal ein paar Quallen, dort schöne Ort- und Lanschaften. Irgendwann bin ich so müde vom Fahrtwind und mache ein Nickerchen in der Plicht mit Tuch gegen die Sonne über dem Kopf. Danach macht es dann der Capitano wie ich.

Um 21 kamen wir in Roscof an. Ich hatte schon die Fender draußen, da entschieden wir uns spontan um und fuhren zur Ile de Batz um die Ecke, weil da sah es geschützt aus. In dem kleinen Kanal zwischen Festland und Insel war es sehr flach und steinig, aber da uns größere Jachten entgegen kamen wagten wir es. Teils zeigte die Karte 30 cm an. Skeptisch fuhren wir lansam über diese Flachstellen und hatten immer noch über 2m unter uns. Die vielen Untiefentonnen erschwerten uns den Weg, weil es kein richtiges Fahrwasser gab. Schließlich packten wir uns an den angegebenen Ankerplatz. 2,3 m zeigte das Lot. Hmm. In der Eile hatten wir gar nicht geschaut wann Niedrigwasser war. Ich holte es schnell nach. 3 mal schaute ich in den Almanac und vertat mich genauo oft. Ich war der Überzeugung es sei 3 Std. nach NW. Also wieder Anker hoch und zurück zur Kanaleinfahrt. Wir schmissen einfach den Anker bei den vermoorten Yachten die dort lagen und erschöpft schaute ich noch ein 4. mal nach und siehe da. Es war ja doch genau NW!! Was für Blödsinn hab ich denn da ausgerechnet. Ich schluckte den Frust über meine Unfähigkeit mit einem Bierchen runter, kochten nach 2 Monaten die Gasflasche leer und nächtigten gut.

aktualisiert: 04.11.14

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