Au revoir Espana! Hola France!

 

 

Nachdem wir das Großstadtleben ausführlich genossen haben, wird es jetzt Zeit für etwas Ruhe. Wir machen uns am 26.6. auf die Reise entlang der teuersten Küste Spaniens in Richtung Puerto Rosas, der laut homepage 57 Euro die Nacht ab 1.7. für unser Bötchen verlangt. Die Karte zeigt aber um das Cabo Creus wunderbar geschützte Ankerbuchten und so machen wir frühmorgens um 6 Uhr los um die ca 75nm an einem Tag hinter uns zu bringen. Erst als wir 30sm hinter uns gebracht haben kommt der versprochene SW Wind mit Stärke 4 und wir segeln beim herrlichsten Wetter an den Tourihochburgen Lloret de Mar und Palamos vorbei. Die Küste ab Cap Gros und um Golf de la Morisca ist felsig und wieder wunderschön. Die teils unberührte, schroffe Landschaft mit ihren kleinen Buchten, mit den steinigen Inselchen auf denen einsame Leuchtfeuer stehen und kleine Strände an denen sich höchstens mal ein Restaurant verirrt, mit ihren von der Brandung ausgespülten Höhlen in den Felswänden die zum Tauchen und Erkunden einladen und mit ihren aus dem Meer herausragenden Felsen, wirkt unwirtlich und einladend zugleich. Hier treffen wir vermehrt auf Fahrer von Kanus und kleineren Motorbooten, die sich schaukelnd treiben lassen um vielleicht den Fang ihres Lebens an Bord zu ziehen. Hier leben bestimmt glückliche Fische.

In der Bucht Cala Montgo südöstlich von l'Escala finden wir einen schönen Ankerplatz, geschützt vor den südlichen und nördlichen Winden und vor einem schönen Strand zwischen Bergen. Vor uns liegt zwar ein Mooringfeld für Tageslieger und Leute die sich lieber 20 Euro die Nacht leisten können, aber es ist klein und es gibt noch genügend Platz. Mehrere Boote liegen schon hier, aber dennoch ist man ungestört. Die meisten sind Franzosen und viele sind auf Kuschelkurs und ankern dicht bei. Na ja, sind halt berühmt für ihre charmanten Anbändeleien, diese Franzosen. Wir haben hier alles was man braucht: Stranddusche für den Wasserbedarf, freies Internet von den blumengeschmückten Restaurants, die sich auf einer Seite der Bucht in die Landschaft schmiegen, gegenüber ungestörte Natur mit Wanderwegen, einen Supermarkt nahe dem Strand und endlich wieder Bademöglichkeit von Bord aus. Das Wasser im Mittelmeer ist viel wärmer als das des Atlantiks und so hat auch die Warmduscherin keine Ausrede mehr. Nachts glitzert das Wasser wieder von dem Leuchtplankton und zum ersten und einzigen Mal gehen wir Nacktnachtbaden und planschen trotz der nächtlichen Frische. Lotte schaut neidisch vom Boot aus zu und gibt auch ihren Senf dazu. Wäre da nicht Lottes Gebelle, Petzens frösteln und auch das Licht vom Ort her nicht, hätte es richtig romantisch sein können. Petzen's Gedanken gingen eher in diese Richtung: Wat die Weiba aber auch immer mit dem Romantüsch ham. Die 5 min müssen reichen. Wir sind hier schließlich nich uff Kaffeefahrt! Außerdem hab ick doch ooch schon ne Kerze anjemacht! Damit et warm wird...

Hier wettern wir den Tramontana aus NO und darauf folgenden starken Südwind ab. Ein paar Nächte war es schwellig, aber gemäßigt. Lotte bringt wieder den Strand mit an Bord und tagelang knirscht es unter den nackten Füßen, weil sie anscheinend ein Depot angelegt hat unter ihren langen Zotteln. Trotz Petzens Bemühen sie trocken und sauber an Bord zu bringen, schafft das kleine Monster es immer wieder nachzubunkern und überall zu verteilen. Wir gehen schick essen, Schnorcheln mit dem tollen Weihnachtsgeschenk von Katrin und Torsten und lassen die Seele baumeln.

Wehmütig verlassen wir am 2.7. diese Idylle und damit auch Spanien mit Pipi in den Augen. Jetzt fühlt es sich richtig nach Heimweg an und wir saugen uns nochmal voll mit Meereseindrücken. Am Cabo Creus haben wir wieder unmögliche Wellen aus verschiedenen Richtungen, so wie bei jedem Cap eigentlich. Viel zu schnell geht es in hinter die Mole in den Fluß nach Port La Nouvelle und ehe wir uns versehen liegt das Mittelmeer hinter uns und die französischen Kanäle vor uns. Der Abschied fällt schwer und findet keinen richtigen Weg. Es steht immer noch Petz : Fische 0:0. Vielleicht hat er ja bei den Süßwasserfischen mehr Glück. Hoffen wir mal, daß sie sich nicht auch abgesprochen haben und nicht so gierig mit den Ködern abhauen und einen verdutzten Petzi zurücklassen.

La Nouvelle bietet wenig, außer man will ins Casino. Dennoch ist der Hafen einwandfrei in Schuß, mit 12 Euro eine Erholung für die Reisekasse und Lotte kann jetzt in eigens dafür vorgesehene Einzäunungen am Wegesrand ihre Geschäfte erledigen. Nur wie macht man es ihr begreiflich, daß dieses 3qm große Areal ihr Klo sein soll? Ich mach es ihr jedenfalls nicht vor! Bei der Lektion Schilder zu Lesen sind wir in unserem Hunde-Bildungsplan mit Lotte noch nicht. Wir stecken noch am Anfang des Deutschkurses für Dummis fest (nach dem Motto: Lotte, renn nicht ums Boot! Lotte, komm vom Sofa runter!!! Lotte bleib Sitz!! Nein! Mensch! Hund...!!!!...Ja! Fein!). Vielleicht hätte unser Hundegenie es ja erkannt wäre der Häufchen machende Hund auf dem Schild nicht blau abgebildet. Sogar Lotte weiß, daß es keine blauen Hunde gibt und fühlt sich absolut nicht angesprochen. Was ich verstehen kann. Ich laufe also weiter fröhlich mit dem Tütchen hinter ihr her und schmeiß den Scheiß in den Müll. Oder hätte ich ihn im Hundekloareal ausschütten sollen? Als Anregung vielleicht oder um anderen Hundebesitzern zu zeigen was für ein Genie unser Hündchen schon ist,weil sie Bilder erkennen kann, mit 5 Monaten! Und wie toll sie Häufchen macht, ganz treffsicher ins dafür vorgesehene Zielgebiet. Was für ein IQ! Aber Hunde soll man ja nicht vermenschlichen und wie Kinder behandeln - auch wenn unser der Tollste ist ;)

Hier vor Ort erkunden wir uns über die Kanaltiefe und Durchfahrtshöhen, rufen den VNF an und bekommen grünes Licht. Mindestens 1,4m tief soll der Canal de la Robine sein. Hm! Unsere Karte zeigt aber eine Flachstelle von 1,1m gleich am Anfang. Wir machen uns mit dem Dinghi auf und loten mit Paddel aus. Teilweise unter 1m! Wir loten die ganze Kanalbreite aus um die tiefsten Stellen zu finden und merken uns anhand von Pollern und Brückenabstand den Weg für unsere dicke Yacht. 1, 25m ist teils die tiefste Stelle und wir haben genau diesen Tiefgang. Wir überlegen hin und her, ob wir es wagen sollen. Einige sagen es ist kein Problem, andere meinen zu wissen das es maximal 80cm tief ist. Schließlich entscheiden wir uns dafür das Wagnis einzugehen, weil es erstens Schlammgrund ist und 2tens keine flachere Stelle mehr in der Karte verzeichnet ist. (3tens denk ich mir: wenn man auf Grund liegt im seichten, stehenden Gewässer, wo soll man denn da noch hin sinken? Bei der Tiefe bleibt sicher alles trocken drin.) Also wenn wir dort durch kommen , sollten wir den ganzen Kanal schaffen und der Midi ist mit 1,5m tief genug für uns.

Sport hält Einzug in unseren Alltag. In Form von Fußball-WM. Deutschland gegen Frankreich. Wie passend! Trotzdem rollen wir vorsichtig siegessicher unsere Nationale ein. Falls einige zu enttäuscht sind, wenn wir heut gewinnen. Da wir nicht persönlich mitmachen dürfen, leisten wir anstrengenden Hörersport und sitzen bei Anstoß vor dem Radio – en francais naturelment! Das ist echt anstrengend! Wir verstehen nichts, außer ein paar Zahlen und oft 'Ulala'. Immer wieder wundere ich mich über die Jahreszahl 1982?!? Was hat das und Paul Breitner mit dem Spiel zu tun? Haben wir einen neuen Trainer? Ich dachte ich kenne ein wenig die Namen unserer Elf und Breitner hört sich nicht französisch an? Petz ruft den Papa an um wenigstens zu wissen wie es steht. Der klärt uns Spezies erst mal auf: Das Spiel findet erst Morgen statt! - Mann ey!!!! Jetzt ergibt alles einen Sinn: daß alle Franzosen noch auf den Straßen sind, daß das Spiel nur von einem Sender übertragen wird und 20min früher angefangen hat! Das war bloß eine alte Aufnahme von 82 wo die Nacht von Sevilla übertragen wurde, in der Deutschland Frankreich im Elfmeterschießen besiegte und ins Finale zog (natürlich aus Wikipedia!). So viel zu unseren vertanen Jahren im Französisch Unterricht! - Nun -.am nächsten Abend stellte sich raus, daß der Sender wohl lieber ein Spiel hätte wählen sollen in dem Frankreich als Sieger hervorgegangen ist. So scheint es, als hätte er die Niederlage herauf beschworen:) Beim 2. Versuch haben wir dann auch die Namen erkannt und nach einem kurzen Kuddelmuddel nach dem 1 zu 0 dachten wir kurz es sei für Frankreich. Im Radio klangen sie freudig aufgeregt, als das Tor fiel. Nicht auszumachen, daß Frankreich grad ein Tor kassiert hat. Ich glaube der Radiosender wird von einem Deutschen geleitet. Die Nationale blieb eingerollt. Uns geht’s immer noch gut.

Am 4.7. legen wir den Mast für 70 Euro. Petz bastelt Stützen und wir verproviantieren uns im Hypermarche. Jetzt fehlt nur noch die Vignette für die französischen Gewässer. Im Internet kann man sie mit Kreditkarte für 1 Tag, 3 Tage, einen Monat oder für ein Jahr kaufen. Der Preis ist abhängig von der Bootsgröße. 95 Euro für unser Boot um einen Monat in den Kanälen rumzutingeln. Aber wie drucken wir sie aus? Petz macht sich auf den Weg und erkundet sich wann immer er einen trifft, der englisch versteht. Schon in der Touriinfo hat er Pech. Bröckelnd verständigt er sich und wird weiter geschickt. C'est la vie – francais. Bei der Capitainerie des commercial Hafens hat er endlich Glück. Und was für welches. Er trifft im Büro auf einen ehemaligen Marineoffizier, der nicht nur fließend englisch spricht, sondern auch deutsch und dazu die Freundlichkeit in Person ist. Zusammen tüfteln sie am Computer aus, wie sie die Bestellung der Vignette bewerkstelligen sollen, dann fährt er Petz zum Boot zurück um die Unterlagen zu holen, fährt ihn wieder zurück, sie füllen aus, drucken die Vignette und weil es ordentlicher ist, foliert der Offizier sie auch noch ein und chauffiert Petz zum Boot. Der ist begeistert unterhält sich lange und gut mit dem Vater von 4 Mädchen und findet, daß er keinen tolleren Franzosen bisher getroffen hat. Ein Geschenk von uns als Zeichen der Dankbarkeit schlägt der Offizier sogar aus, weil er weniger Alkohol trinken will um auf die Figur zu achten. Also ein toller Kerl und lieben Dank für die Hilfe zur Capitainerie von Port La Nouvelle. Nun ist alles bereit. Es kann gemotort werden bis zum Gehörsturz!

 

 

 

 

 

 

aktualisiert: 04.11.14

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