Von Südostasien zurück zur Hundewache

 

Nun sind wir mittlerweile seit 1 ½ Monaten schon aus Asien zurück und der Jetlag kann leider nicht mehr als Entschuldigung für die verspätete Ausgabe der Texte herhalten. Am Anfang waren wir einfach fertig von den Flügen, dann wollten wir erst einmal ankommen und wieder klar Schiff machen, besonders im Kopf mußten die vielen Eindrücke sortiert werden. Die ersten 2 Tage nach der Ankunft in Spananien bestaunten wir Madrid und die Capitina, noch sonnenverwöhnt, schleppte einen dicken Wintermantel aufs Boot - zusätzlich zu unzähligen Souvenirs aus Thailand, Laos und Malaysia. Mit einem Rucksack von ca 50l und einer 75er Krackse sind wir nach Asien gestartet. Zurück kamen wir mit 2 Rucksäcken mehr und einer zusäzlichen XL Tasche. Aber der Capitano musste sich ja auch unbedingt noch Joggingschuhe kaufen ;) Auch die Erinnerungskiste im Kopf war überladen mit den schönsten Eindrücken: Wir fütterten Elefanten am Straßenrand und kochten Reis in Bambus über einem Lagerfeuer. Wir schliefen in einer Karen-Hütte, die nicht viel mehr hatte als winddurchlässige Ritzen, ein Plumsklo und eine offene Feuerstelle zwischen Hühnern. Wir badeten uns in Flüssen, wanderten 3 Tage Quer-Feld-Ein durch den Djungle und fuhren Motorbike dem Sonnenuntergang entgegen, bis wir nicht mehr sitzen konnten und auf dem Bauch schlafen mußten. Wir erklommen ein Felsenkloster (Wat Pho Tok), bei dem nur ein paar einfache Holzstege einen über dem Abgrund hielten. Wir fuhren 2 Tage Slowboot auf dem Maekong durch Laos, sahen Schlangen, die sich auf Felsen sonnten, oder sich einem in den Weg legten. Affen tranken aus Cola-Dosen und wir bestaunten unzählige Tempelanlagen in Phimai und Ayutthaya. Wir übten Meditieren in einer heiligen Tempelhöhle mit Chan, die auch für uns betete. Dann schliefen wir auch gleich dort, wo es eigentlich nur Mönchen vorbehalten ist. Sie verköstigte uns auch mit ihren Shan Köstlichkeiten und Petz wurde von einem Mönch, dem er als Gabe etwas zu essen brachte, heilig gesprochen, wie er stets behauptet. Der Mönch hatte aber nur für ihn und seine Familie gebetet, wie man mir sagte und ich könne ihn immer noch anfassen und ihm in die Augen schauen, was eigentlich ja bei Mönchen nicht gestattet ist. Petzi wollte jedenfalls trotzdem, daß ich ihn wie Buddha behandle. Vielleicht ist er ja ne Leuchte, aber sicher nicht erleuchtet, der kleine Hektiker:)! Wir fuhren mal im Schrittempo in überfüllten Public buses, mal rasten wir angsteinflößend im Minivan um unzählige Kurven in den Bergen und dann fuhren wir wieder gemütlich (bis auf vereinzelten Schabenbesuch) im Zug hupend an Kühen, Karstfelsen, Reisfeldern bis zum Horizont, Bambushütten, kleinen süßen Ortschaften, großen dreckigen Städten und ein paar Slums vorbei, kreuz und quer, durch die Landschaft. Wir genossen Sonnenuntergänge an Inselstränden und sahen bei der Teefabrikation auf Teeplantagen in den malaiischen Cameron Highlands zu. Dort schnupperten wir die frische neblige Bergluft, sahen wildlebende Gibbons und fleischfressende Pflanzen in den düsteren Mooswäldern. Wir shoppten in Mega-Einkaufszentren zu deutschen Preisen eine neue Camera, nachdem die alte die Bilderflut nicht mehr bewältigen konnte und ihr Auge für immer schloß. Wir gingen auf unzählige Nachtmärkte und bestaunten die Petrona Towers bei Nacht von einer Skybar aus. Wir fuhren im Longtailboot zum Kaeng Tana Nationalpark mit seinen tausend Löchern und sahen einen wilden Elefanten im Khao Yai Nationalpark. Wir streunten durch das kochende Bangkok (wortwörtlich dank der vielen Garküchen und der Demo's wegen), wie deren Hunde und besuchten die von Touristen und Feilschern überlaufene Khao-San Road. Wir irrten mehrfach durch das würzig riechende Chinatown, deren Straßenbeschilderung, wie in ganz Bangkok, gänzlich hinter Werbung und mit Krims Krams überfüllten Straßenbuden verschwand. Wir seilten uns ins idyllische ländlich-bergige und ruhige Mae Hong Son ab und genossen dort die ruhige Berglandidylle mit deren Völkern und Kultur. Wir lernten Klimaanlagen zu lieben und zu hassen, weil sie einen selig werden ließen bei über 35°C Hitze, sich dann aber rächen, indem sie einem mindestens eine Erkältung bringen (jeden von uns erwischte es 2 mal). Der Smutje Christoph absolvierte in Chiang Mai einen Thai-Kochkurs, während ich ein, seit einem Jahr verlassenes und teils überwuchertes Frauengefängnis allein erkundete. Hornbills besuchten uns auf Pulau Pangkor und in Georgetown bewunderten wir die Streetart und ließen uns vom Nachtleben treiben. Nicht zuletzt genossen wir viele viele scharfe Köstlichkeiten an den unzähligen Garküchen aus aller Herren Länder (nicht immer gut vertragen von Capitana). Wir schlossen viele, interessante Bekanntschaften (mal jüngere als üblicherweise beim Segeln ;), die so jung schon so viel erleben und reisen konnten und so viel Tolles berichteten, daß uns selbst auf Reisen noch das Fernweh packte. Aber uns wurde auch klar, welches Privileg wir auslebten und daß wir es ausgiebig genießen sollten. Jeden einzelnen Tag, taten wir es auch. Deswegen schrieb ich auch kein Tagebuch oder verfasste Texte. Ich wollte mir einfach keinen Druck machen und soviel wie möglich von Asien in mir aufsaugen. Nur die ca 3500 Bilder erzählen noch davon und unsere Erinnerungen. Es sind noch viele viele mehr drin in der Kiste, aber die kann ich hier nicht alle aufzählen. Es war jedenfalls der beste (und jetzt für den Capitano:) Nichtsegelurlaub für mich. Es war eine gute Entscheidung gewesen das kalte Klima für einen ausgiebigen Sonnentrip zu verlassen und sich mal auf den nicht so abgetrampelten Pfaden ein Land (Thailand) genauer von Ost nach Süd nach Nord und von allen Seiten zu erkunden. Visa on arrival bedingt, welches nur 30 Tage gültig ist, sammelten wir auch noch ein paar Eindrücke vom Multikultistaat Malaysia und von der atemberaubenden laotischen Bergwelt auf einem Slowboat vom Maekong aus und ließen uns von den Tourischleppern auch mal in Vientiane haschen oder zahlten überhöhte Preise, weil keine andere Möglichkeit bestand, wenn man nicht trampen will. Selbst 2 1//2 Monate waren uns eigentlich zu wenig um die ganze Vielfalt von Djungle, Bergwelt, Inseln und bunten, turbulenten Städten zu entdecken. Da ist ja noch immer so viel mehr... Aber es war unvergesslich und traumhaft! Damit haben wir unserer Segelreise die Krone aufgesetzt und können wieder entspannt in den Urlaub starten ;)

Doch erst mussten wir noch das Fernweh verdauen. Das hält bei der Capitina auch immer noch an und der Capitano hat nun beschlossen sich von seinem Kummer mit einer Jüngeren abzulenken. Sie ist Spanierin, hat schöne große Augen, dunkles, lockiges Haar und wiegt nur einen Bruchteil von der Alten. Sie ist gleich mit auf die Anima gezogen und frisst der Capitana nun schon die Haare vom Kopf. Warum die Steffi sich das bieten lässt, ist klar. Die Chica hält schön warm in den noch kalten Nächten in Portugal und Spanien. Außerdem ist sie noch so jung, daß der Petz ihr, wie gelernt, ständig den Hintern wischen muß und ihre Pipi wegschrubben muß. Die Häufchen werden auch immer größer und da wir deutsch mit ihr reden versteht die Vollblutspanierin wohl auch noch nicht die Instruktionen zur Klobenutzung die wir ihr ständig geben.

Mit 4 ½ Wochen adoptierten wir die Püschamaus, wie die Capitina sie liebevoll nennt, von einem Züchter. Viel zu jung von der Mama getrennt üben wir uns nun, eher weniger erfolgreich, mit der Erziehung des Rackas. Die Perrita de Agua Espanol hat so nen dicken Pulli an, daß sie eigentlich wie ein Schaf aussieht. Steffi wollte sie gleich Moppel (the wale) nennen, an ein Schaf gleichen namens aus dem Schafskrimi 'Glennkill'erinnernd. Petz fand das zu gemein. Also nannten wir sie nach ihrer Fellfarbe: Choco von Chocolate (span. für Schokolade), nicht zu verwechseln mit portugiesisch für Tintenfisch! Ist schließlich 'ne Spanierin!

Inzwischen hätte der Capitano auch nichts mehr gegen Moppel einzuwenden. Nicht weil ihr Bäuchlein an eine Honigmelone erinnert, sondern weil sie den Petz auch ständig ärgert. Nachts wacht sie alle 3 Stunden auf, so daß wir abwechselnd Nachtwache halten müssen um nicht morgens den nackten Fuß in Pipi zu baden. Ist so ähnlich wie beim Segeln die Nachtwache, wobei es letztendlich ja bei beidem darum geht Wassereinbruch zu verhindern. Nur daß hier die Hundewache die ganze Nacht andauert und die Dame auch gerne 2 bis 3 nächtliche Imbisse bereitgestellt haben will, dessen Endprodukte sie dann gern portionsweise in der Anima verteilt. Steffi hat ein Einschlaflied gedichtet ähnlich der Refrainmelodie von „La Cucaracha“ - nur auf deutsch, damit das puppy nicht versteht, sich aber heimelich fühlt:

 

„Da kommt die Püschamaus

Da kommt die Püschamaus

sie verteilt die Pipi im ganzen Haus

es läuft immer weiter

es läuft immer weiter

aus dem Ha-Ha-Ha-Harnleiter

 

da ist wohl ein zweites Leck

da ist wohl ein zweites Leck

woher kommt denn sonst der ganze Dreck

denn ganz oben rauf

denn ganz oben rauf

setzt sie noch nen Kakahauf

 

dann schläft sie wieder ein

dann schläft sie wieder ein

tut noch mehr Püscha in sich rein

träumt von großen Haufen

träumt von großen Haufen

damit wir uns die Haare raufen“

 

Die Augenbrauen und Wimpern, sowie die Lockenmatte hat sie wohl vom Papa Petz, weshalb er, wie auf dem Beweisfoto in der Galerie ersichtlich, sie schon mal als Tupet anprobiert hat -für später. Wenn der spanische Wasserhund jedoch größer wird, wird seine Lockenpracht nicht nur heller, sondern auch länger, bis sie zu Rastas verfilzen. Ob dem Capitano dann die 15 kilo Lebendmatte auch noch steht?!

Auf den Hund gekommen sind wir durch Ralf. Nachdem wir 2 Wochen in Villa Real De Santo Antonio und Ayamonte verbracht hatten und endlich wieder europäisches Essen genießen konnten (was besonders erfreulich für den Spice geschädigten Capitinamagen war) machten wir den Guadiana hoch nach Alcoutim. Auch wenn wir die Gegend schon vom letzten Jahr her kannten, genossen wir den Duft nach frischen Kräutern und trockenem Sand von neuem. Wir liefen durch die sanft ansteigenden engen Gassen und die weiß gekalkten Fassaden Alcoutims und Sanlucars de Guadiana. Wir wanderten in brütendem Sonnenschein durch die portugiesische Hügellandschaft und sammelten wieder Kräuter im trockenen Flußbett. Die Orangenhaine verbreiteten süßen Duft von ihren reifen Früchten, die wir selbst verständlich saftig süß auch genossen. Als wir dann Ralf trafen und unsere Entscheidung zur Hundeanschaffung, nochmals unterstützt durch Benni's treue und gut erzogene Anwesenheit, mitteilten, ging alles ganz schnell. Zufällig war Jorge anwesend. Ein guter, spanischer Freund von Ralf und motorisiert. Er hatte damals schon Benni zu seinem Herrchen gebracht und bot auch nun wieder seine Hilfe an. Dankbar nahmen wir an und plötzlich machten wir uns schon am nächsten Tag zu fünft auf, den Züchter Benni's zu besuchen. Nach ca 1h im Twingo kamen wir an und weitere 2h und einen Restaurantbesuch später saßen wir zu 6. im Auto und 2 von uns hatten behaarte Schlappohren. Die ersten Nächte mit Choco waren sehr anstrengend und die Dame verlangte rund um die Uhr Aufmerksamkeit. Trotz Übermüdung und gelegentlichen Anfeindungen zwischen den Menschen schafften wir es uns und das Tier artgerecht zu versorgen. Wir wechselten uns ab und bekamen gute Tipps von Ralf und Benni. Wir gewöhnten uns aneinander und an die zeitigen Notdurften, die uns zu Frühaufstehern machte. Wir sammelten Chica's 3 Flöhe ein und brachten sie auch zur Durchsicht zum Tierarzt. Sie heulte nicht einmal nach ihrer Mutter und ist heute (nach 3 Wochen) schon doppelt so groß. Ich glaube sie fühlt sich perrowohl und sie spendet uns soviel Freude, daß wir es kaum zurück geben können. Alles wird beschnüffelt, bespielt, gebissen und bepinkelt. Und so manches Mal wollte sie schon fremden Leuten hinterher und noch mehr Leute wollten sie schon mit nehmen, weil sie ja so niedlich ist. Aber ihre Neugier und spielerische Art alles zu entdecken läßt einen alle Mühe vergessen, wenn sie so da liegt wie ein Hase sitzt oder wie Cid in Ice Age die unmöglichsten Schlafpositionen sucht... Da sie uns so oft weckt, haben wir so manchen herrlichen Sonnenaufgang über Spanien erlebt und wie sich der Nebel auf dem Rio um die vielen verschiedenen Boote legt und langsam wieder verdampft. Erst sagen uns die spanischen Glocken die Zeit an und kurz danach tönt es von der anderen Seite sanft und dunkel herüber, nur einen Glockenschlag weiter und weniger. Ab und zu fahren wir abwechselnd mit dem Bus nach Villa Real. Da der Bus sehr früh startet und erst am späten Nachmittag zurück fährt, kamen wir in den Genuss die herrliche Landschaft kurz nach Sonnenauf- und kurz vor Sonnenuntergang im goldensten Licht zu bestaunen. Wie sich der Dunst über die weiten Berge zieht, sich der Stausee sanft ins Tal schmiegt, die kleinen Dörfer still die Hügel und Täler weiß besprenkeln und die Schiffe sich ankernd auf dem glänzenden saftig grün gesäumten Rio friedlich tummeln. Auch Ralf hat extra für uns sein Bespaßungsprogramm raus geholt und so fuhren einmal Petz und einmal ich mit ihm und Benni auf seinem Motorrad mit Beiwagen durch Spanien nach Isla Canela und Ayamonte. Der Hund im Beiwagen und die Menschen auf den anderen 2 Rädern sausten wir an Plantagen, Bächen und Teichen an dürren Wiesen mit Schafen, an Strandpromenaden vorbei durch die Hügellandschaft und machten nur Pausen um was zu besorgen, etwas zu essen oder die Sonne auf einen Cafe in unserem Bauch scheinen zu lassen . Der Hund und ich haben mindestens genauso freudig die Nase in den Wind gehalten. Ich hab aber nicht die Schafe angebellt und die Fahrradfahrere erschreckt! Das war schon was Besonderes. Gerade wenn man über kleine Unhebenheiten vom Sitz aufhüpft oder wenn beschleunigt wird und es einem mit 100 vorkommt wie im Porsche auf 'ner Rennstrecke. Ich hab's die ganze Zeit grinsend genossen und eigentlich sinnloserweise mich schön mit in die Kurven gelegt. Danke Ralf das war echt schön! Inzwischen ist die Bullwinkel auch wieder von seinem Winterlager zurück und auch Jorge hat sich zu uns an den Steg gesellt. Immer was los und viel zu erzählen mit den netten Leuten hier. Der Perrovirus hat inzwischen auch die Schwester Jorges und Marion, ja sogar auch ihren Jürgen ein wenig, infiziert. Aber wenn der Perro de Agua selbst Petzen, der nach einem Schwanenbiss Angst vor Hunden! hatte, geheilt hat, dann kann doch eigentlich nichts mehr gegen die therapeutische Wirkung von Vierbeinern sprechen. Es macht Spaß auf dem Rio und man kann sich gut vorstellen einfach hier zu bleiben. Aber beim Segeln, wie beim Reisen generell, kommt man und geht auch wieder. Leider! So wie unser lieber Jürgen, den wir noch in Villa Real getroffen hatten bei unserer Rückkehr, der aber am selben Tag noch ablegte und inzwischen schon Marokko besucht und sich im Mittelmeer von den starken Winden schnell weiter treiben lässt, teils mit Sturmfock! Auf das Du Tide nicht überstrapazierst (die ist doch noch so klein ;) und immer eine Hand breit Wasser unter dem Kiel! Pass gut auf Dich auf. Jetzt belesen wir uns fleißig über Welpenbehandlung, Rasse und hundgerechte Erziehung. Dazu noch die Literatur von Torsten und Katrin über die Flüsse und Kanäle die uns vom Mittelmeer nach Hause führen sollen. Bald ist die erste Impfung dran und dann wollen wir weiter – zu dritt...

aktualisiert: 04.11.14

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