Hola Espa︣na
Da sind wir nun endlich in Spanien. Boden unter den Füßen. Die Küste war verhangen und nebelig. Cudillero zeigte sich von der nasseren Seite und es war recht frisch. Dennoch ist es eine sehr schöne Stadt, die sich vom Wasser aus in einen Hang schlengelt.Wir haben uns erhoft in diesem Land etwas günstiger unterwegs zu sein als in sämtlichen Ländern vorher und so ist es nun auch. Für das Bojendesaster haben wir keinen cent Hafengebühren entrichet. Dafür mußten wir uns aber in den Tagen dort mehrfach umlegen, um nicht mit den anderen Yachten die allesamt genauso unwissend mit den Bojen umgingen und dran baumelten wie wir, zusammen zu stoßen. Nur die einheimischen Boote standen alle wie in Stein gemeißelt fest in Reih und Glied. Außerdem kann man für lau auch nichts weiter verlangen als etwas Wasser unter dem Kiel und so gabs nach unserer Biskayaüberquerung auch keinen Strom und am schlimmsten: keine Dusche! Also nicht ganz so schlimm für uns, aber den Passanten gegenüber hatten wir ein schlechtes Gewissen und gingen mit dem Blick gesenkt durch die Straßen. Wir fragten sogar in Hotels nach ob wir etwas heiß Wasser haben könnten, aber nix da -nur inklusive Zimmer. Das Touribüro schickte uns zu den Kaltwasserduschen an der Promenade. Dort stand aber ganz groß: keine Seifen benutzen. Den Dreck nur anzufeuchten hätte aber nix genutzt. Resigniert gings zum Boot zurück und dort nahmen wir vor den Blicken der vielen Promenadengäste direkt am Hafen ungeschützt eine Solardusche nur ohne Solar. Es war mordsmäßig kalt. Wir fühlten uns wie neu geboren. Später erkundeten wir wieder selbstsicher die schönen kleinen Läden, die Gässchen und einen Supermarkt. Als glückliche Biskayaüberquerer, haben wir es uns gegönnt Essen zu gehen, aber was da auf der Speisekarte stand kam uns Spanisch vor. Also zeigten wir auf etwas, was lecker klang und ließen uns überraschen. Wir bekamen eine Muschelsuppe und Steffi ein Fleischgericht mit spanischem Käse - also jeder genau das nach seinem Geschmack und es war lecker. Es war ein gutes Gefühl nicht gleich wieder alles ausspeien zu wollen und ohne das Schunkeln auf See konnte auch Steffi ihr Mahl wieder genießen.
Am 3. Tag der Erholung kümmerten wir uns nun um unser Motorproblem und fanden sogar eine Fachwerkstatt für VolvoPenta Motoren. So einen Penta hatten wir letztes Jahr aus der Anima ausgebaut um ihn gegen einen niegel nagel neuen SoléDiesel einzutauschen, der genau 1 Jahr alt war und Garantie hatte. Hmm. Unsere Freude über Motorprobleme könnt ihr euch vorstellen. Aber das Rätsel ums Licht machen war ja noch nicht gelöst. Nachdem wir mit Händen und Füßen den Mechanikern vor Ort unser Problem erklärt hatten bestellten sie uns telefonisch einen Elektriker für manana (morgen). Also erforschten wir weiter das nervige Problem mit der Lichtmaschine. Warum in Gottes Namen wird sie heiß und stinkt so ekelig, als hätt sie ne Woche auf der Biskaya verbracht, sobald wir die Verbraucherbatterien über den Motor laden?!? Laut Ferndiagnose hieß es von defekter Lichtmaschine über Kurzschluß bis hin zu kaputten Batterien. Ein Hafen westlicher von uns in Puerto Vega sollte uns geholfen werden. Naja der Hafen jedenfalls würde vom Tiefgang nicht in Frage kommen aber wenn wir weiter segeln bis nach Ria de Ribadeo könnte der Mechaniker aus Puerto Vega zu uns kommen, hätte es nicht so weit und wir eine Richtige Marina um zu duschen und uns wieder auf Fordermann zu bringen. Also sagten wir dem Volvo Elektriker ab, der sowieso nicht zur verabredeten Zeit erschien und segelten weiter Richtung Westen. Im Ria hinter einer riesigen Brücke gelegen war unser Hafen. Die Einfahrt erinnerte mich vom Strom her etwas an Cuxhafen: mit starker Strömung. Der Unterschied war nur, daß hier auf dem Ria, in der Einfahrt und im Hafen unheimlich viele Freizeitkapitäne und Fischer unterwegs waren. Naja Augen auf und rein. Zwei Hafenmeister kamen gleich angerannt und nahmen uns in Empfang. Die übrigens noch schlechter Leinen festmachten, als die Leinencapitina, die immernoch damit kämpft den Kopfschlag in die richtige Richtung zu legen und dabei immerhin schon ne 50:50 Chance hat richtig rum zu legen. Der nächste Tag war Feiertag und da schoben wir die Fahrt nach Vega noch um einen Tag auf. Was wir nicht wußten war, daß in Spanien der Tag nach dem Feiertag auch noch frei ist und somit der Freitag Katertag war. Unwissend nahmen wir Freitag also gleich die erstbeste Busverbindung nach Puerto Vega und standen dort am Hafen vor einem verschlossenem Gebäude. Enttäuscht suchten wir ein Cafe, um uns zu stärken und den Frust mit einem Bierchen runter zu spülen. Der Ober stellte es auf den Tisch, Petz nahm einen Schluck und plötzlich öffnete sich das Tor der SoleWerkstatt. Schnell wie ein Blitz, bewaffnet mit Spanischwörterbuch und Betriebsanleitung rannte der Capitano zum Tor und versuchte mit Händen und Füßen dem Herren dort unser Problem zu schildern. Er verstand kein Wort und eilte zurück zum Restaurant um Estefania zu holen. Wir exten unsere Biere und sprinteten zurück zum Meister. Nach einer Weile war klar: es ist kein Garantiefall und würde sehr teuer werden, außerdem hat hier wohl keine Werkstatt Elektriker vorrätig. Wir waren deprimiert. Den ganzen Tag verplämpert und nichts erreicht. Am nächsten Tag in Ribadeo spazierte Chrissi zum nicht all zu weit entfernten Ausrüster und er traute seinen Augen nicht. Vor der Werkstatt ein riesen Schild mit der Aufschrift SOLÉ-DIESEL. Nix wie rein und nachgefragt, aber da war sie wieder: die Sprachbarierre. Gut. Jetzt war eh Siesta aber ab 16 Uhr erst wieder offen. Diesmal mit Capitina bewaffnet gab uns der Mechaniker eine Telefonnummer seines Elektrikers, welchen wir - oh ha!!- telefonisch unser Problem schildern sollten. Genervt um all der technischen, zu übersetzenden Worte brauchte die Capitina, die mit Festmachern noch immer besser war als mit Spanisch, 1 Stunde um sich auf dieses Telefonat vor zu bereiten und Petz hat gestaunt wie gut sie gesprochen, als auch verstanden hat. Was er nicht wußte oder aus Liebe ignorierte war, daß die Dame fast nix verstanden hatte. Sie las ihre Sätze schön vor, und erklärte darin, daß sie ein Problem mit der Lichtmaschine hatten, daß sie heiß wird u.s.w. Und am Ende ob er vorbei kommen könnte. Da fragt der Typ am anderen Ende der Leine doch glatt nur: Como? (Wie?) Ihr ging nur durch den Kopf: Wie wie? Weiß er nicht wie er her kommen soll? Oder wie heiß die Lichtmaschine wird? Weiß ich doch nicht wie das Ding kaputt gehen kann! Hat der nicht verstanden? Ich hab grad einen riesen Monolog vorgetragen und der kriegt nur ein Wort raus? GRRRRR! Was macht sie also? Liest alles noch mal vor und hängt noch dran ob es möglich ist daß er es sich anschaut das Problem. Puh. Da sagte er schon mal: Man͂ana!(morgen) Und wahrscheinlich fragte er noch nach einem Namen. Sicherheitshalber gab sie den Namen von Petzi und den der Anima an. Noch mals nachgefragt versicherte der Elektriker uns man͂ana gegen 10 Uhr an Bord zu sein. Ab 9.30 beobachtete Petz jedes vorbeifahrende Auto, jede Person welche irgendwie nach einem Elektriker aussah, aber gegen 12 Uhr immer noch nix. Dann plötzlich ein weißer Lieferwagen, ein Herr mit Köfferchen stieg aus und ein anderer Mann eines Motorbootes empfing ihn. Ist er unser Elektriker?!? Wir sprachen ihn an. Er bestätigte, daß er Elektriker sei aber kennt uns offensichtlich nicht, nicht einmal vom Telefonat. Er kam später dennoch zu uns an Bord, hörte sich unsere Geschichte an, hat sämtliche elektronischen Leitungen durchgemessen und war der Meinung die Lichtmaschine bzw. der Regler daran sei defekt. Puh endlich ein Fachmann der unser Problem bestätigte. Vom anderen Elektriker fehlte jede Spur und so lernten wir, daß 'man͂ana' wohl sinngemäß übersetzt 'vielleicht' heißt, oder auch 'nie'. Über Petzens Vater haben wir uns dann die neue Lichtmaschine schicken lassen. 1000 Dank auch an Janko für seine Hilfe. Also hieß es für uns ersteinmal: warten. Zum Glück hatten wir uns ein schönes Städtchen dafür ausgesucht. Ribadeo hat eine schöne Altstadt mit vielen kleinen Geschäften und leckeren Fischläden und Restaurants. Einen Tag gingen wir spazieren. Den anderen auch und als wir am darauf folgenden Tag noch die letzte Ausdehnung des Ortes genaustens betrachtet hatten, war klar: es ist langsam langweilig. Wir machten noch einen schönen Badetag in einer kleinen Bucht nur für uns und gingen Hamburguesas essen und Cafe solo (der beste Kaffee ever: der spanische) trinken. Zwischendurch lasen und schrieben wir. Eines Nachmittags stand plötzlich neben der Anima auf dem Steg: Jürgen aus Bremen der mit seiner Leisure 23 single handed bis hierhin kam. Er und Petz kamen nur kurz ins Gespräch, da Steffi in der Stadt auf ihn wartete. Also lud Chrüssi ihn am Abend auf die Anima ein. Es wurde ein netter Abend und Jürgen war uns gleich symphatisch. Am nächstebn Abend (nach 9 Tagen in Ribadeo) kam nun endlich unser Paket aus den Niederlanden an. Der Capitano machte sich sofort nach dem Frühstück an die Arbeit, die alte Lichtmaschine aus zu bauen und das neue Baby einzubauen. Nach 1 ½ Stunden Arbeit war es soweit: Motor starten! Okay...! Die Lichtmaschine fällt schon mal nicht wieder ab! Vorsichtig mit zitternden Fingern den Schalter zum Laden der Verbraucherbatterien einschalten....! Luft anhalten.... und …Nase reinstecken! Ja! Läuft prächtig! Noch etwas länger laufen lassen...! Nicht, daß es nur ein Kurzzeiteffekt ist...! Ha! Perfekt! Alles in Ordnung! Ein Stein fiel vom Herzen.
Am Nachmittag legten wir ab, um uns vor Anker neben Jürgen mit seiner Tide zu legen und tranken am Abend auf seiner Leisure Bier und Wein. Jürgen ist ein sehr angenehmer Mensch und durch und durch Segler. Er richtet sich komplett nach dem Wind, d.h. wenn zu wenig davon da ist wird gewartet und sich treiben gelassen bis sich das Segel wieder füllt. Unter Segel wird auch geankert oder in den Hafen gefahren. Seine 2-3 Anker Technik ist ausgefeilt und wir merkten schnell, daß wir von ihm viel lernen konnten. Dazu kommt sein herrlich trockener Humor. Einst war er mit Kanu von Dubrovnik nach Split unterwegs, ein anderes Mal mit seiner Leisure 17! in England (The Solent) unterwegs. Seine Erlebnisse hat er in einem Buch festgehalten und wer mehr von seinen Abenteuer in England mit seiner Seifenschale lesen will oder auch gute Tipps für die englischen Reviere haben will kann es sich bei www.epubli.de (Hans Fröhlich: „Jabonera - Mit der Seifenschale nach England“) runterladen. Das war der erste von vielen schönen Abenden mit viel Gelächter und guten Geschichten mit Jürgen. Seit dem wir ihn kennen, backen wir auch unser Brot selbst, welches tausendmal besser schmeckt als das französische Autoreifen-Baguette. Angeschwipst, nach einem schönen und lustigen Abend, von denen noch viele folgten und zurück auf der Anima setzten wir unseren ersten Hefeteig für frische Brötchen am Morgen an und schliefen darauf bald ein. Der Schwell, bzw. die Strömung, die uns schon in der Marina schlecht schlafen ließ machte uns auch hier zu schaffen. Schade daß die Anima nicht so einfach trocken zu fallen geht wie Jürgen's Leisure. Einfach bei HW an den Strand gefahren, kurz warten und schon ist Ruhe. Seufzz. Ach wär das schön.
Christoph uns Steffi
P.S. Vielen Dank für die tollen Rückmeldungen zu unseren Texten. Das spornt an weiter zu schreiben, auch wenn man eigentlich keine Lust hat. Das ist sehr hilfreich und freut besonders Steffi. :)))