Islas Cies und: Wie schräg ist das denn? Ist das denn erlaubt?

 

am 13.9. machten wir uns auf nach Vigo. Das Meer war ohne anstrengende Bewegung. Delfine, wie auch der Wind ließen sich achterlich mal blicken. Als wir vor den Islas Cies ankamen, bemerkten wir, daß wir auf große Stadt nicht so recht Lust hatten und beschlossen zwischen 2 Inseln vor Anker zu gehen. Wir lagen vor Nordwind geschützt in einer Südbucht vor der Insel Faro mit Blick auf den Atlantik, direkt vor einen Strand und dahinter erstreckte sich ein Berg. Am Nachmittag zog Rauch auf. Von überall her schien er die gesamte Küste in dichten Nebel zu tauchen. Der Schleier verdeckte das gesamte Festland und zog bis rüber auf die Inseln. Die Luft roch verbrannt und wir konnten nur die Umrisse des Strandes und der ankernden Schiffe der Nachbarinsel erkennen. Die Islas Cies sind Naturschutzgebiet und bieten unzähligen Meeres- und Luftbewohnern ein geschütztes Heim. Nur die mit Fähren rangescharten Touris und der Campingplatz störten ein wenig die Idylle. Am Abend verzog sich der Rauch und auch Jürgen hatte sich zu uns gesellt. Wir machten zusammen eine Inselwanderung. Hier war es mal sauber am Strand. Es scheint in Spanien ein kleines Plätzchen zu geben, an dem die Einheimischen ihren Unrat mal nicht überall verlieren. Wir bekamen sogar einen leckeren Cafe Solo in einem der Inselcafes. Ach- Cafe Solo! Den werden wir vermissen, wenn wir zurück sind. Gibt keinen besseren Espresso. Dafür zahlen wir den Preis in Form von Leberwurst und Pflaumenmus, die es hier nicht mehr zu kaufen gibt. Die Sonne schien nicht mehr so heiß. Die Touris waren überwiegend schon zurückgekarrt und wir konnten den Sonnenuntergang und die herrliche Aussicht von einem Leuchtturm aus genießen. Wir überblickten von oben die Inseln, sahen unberührte Natur mit scharfen Felskanten und Cliffs, grün überwachsene Hügel, einen kleinen Leuchtturm auf einer noch kleineren Insel, die Weite des Ozeans mit der sich glitzernd spiegelnden untergehenden Sonne, der Himmel in wechselnden Farben von babyblau über lila ins glutrot und auf der anderen Seite erstreckte sich die spanische Küste, in leuchtendes Gold getaucht, soweit das Auge reichte. Tief durchatmen und die ins Abendrot getauchte Welt genießen! Deswegen sind wir unterwegs! Um so etwas Schönes zu sehen! Im Halbdunkel um 9 gings mit dem Dinghi zurück auf die Boote. Die Nacht war Starkwind, aber der konnte unserer Anima nichts anhaben, da der Capitano das Ankern drauf hat und alles hielt Bombe. So wurden wir sicher in den Schlaf gewiegt. Der Sonntag war sonnig aber frischwindig. Wir wollten erst noch hier bleiben, aber als die Anchorage mit Ausflüglern vollgeparkt wurde, war es uns zu eng und wir fuhren in die Bucht von Baiona und ankerten an der NW Seite vor Monte Ferro. Wir wanderten durch Panxon und die Stadt war bis auf die Kirche nicht sehenswert. Als wir so die Promenade lang schlenderten und die Capitina vergebens nach geöffneten Geschäften an einem Sonntag suchte, redeten die Männer übers Rumpfputzen und Trockenfallen. Ehe wir uns versahen standen wir auf einem öffentlichen Slipway und stierten ins Wasser. Poller waren da, wenig Steine, guter Sandboden und Platz für ein 8,25m Boot. Der Steffi graulte es schon. Der Herr mit dem Kimkieler hatte gut reden übers sichere Trockenfallen. Der kann ja auch nicht kippen. Aber er hatte Erfahrung – auch mit dicken Pötten auf nur einem Kiel wie die Anima. Mein Gott. Tonnengewicht auf nur einem dünnen Streifen verteilt. Gott sei Dank hatte die Capitina kein Geschäft gefunden und noch mehr schwere Klamotten an Bord gebracht. Abends wurde noch hin und her überlegt, bis der nervöse Capitano sich festlegte. Es war beschlossene Sache. Morgen, 2 Stunden vor Hochwasser, wird die Dame trocken gelegt. Am nächsten Morgen wurde geräumt. Alles Schwere auf die Backbordseite. Bücher, Kanister, Werkzeug, Seekarten... Am Ende hatten wir ca 4° Schräglage – mehr als ausreichend. Mit schiefem Mast motorten wir an die rechte Seite des Slipways. Jürgen als Trockenprofi natürlich mit an Bord. Er hatte einige Mühe uns Greenhorns zu beruhigen. Dann war warten angesagt. Von den Schaulustigen und anderen Wassersportlern bekamen wir ständig Kommentare wie: „Hey ihr könnt hier nicht bleiben, wenn die Ebbe kommt.“ oder: „Vorsicht ihr fallt Trocken.“ Hier schien noch keiner sein Boot abgestellt zu haben, besonders wo doch 100m weiter ein Kran stand. Trockenfallen ist aber kostenlos. Dem Chef der Marina mußten wir mehrfach erklären was wir vorhaben und daß es unsere Absicht ist den Grund zu berühren. Irgendwann verstand er und da es ein öffentlicher Slip war, nahm er keine Gebühren von uns. Ein sehr ortskundiger, erfahrener, älterer Seemann, der auf Cargos und Seglern gearbeitet hatte, verstand sich wohl selbst als Trockenfallsachkundiger und beäugte eingehend und kopfschüttelnd von allen Seiten das Boot. Seine eindeutig fachkundige Billanz war, daß der Schwell zu stark sein würde und er verweigerte uns strikt seine Zustimmung für unser Vorhaben. Als er merkte, daß wir gegen alle Vernunft und auch ohne seine Erlaubnis nicht von unserem selbstzerstörerischem Plan abgingen, zog er mit abwehrender Handbewegung und mitleidigem Blick davon. Das Warten ging weiter. Es vergingen bestimmt 4 Stunden bis Anima – vielleicht zum 1. Mal in ihrem Dasein – den Boden berührte. Das Fenderbrett rutschte in jeder Welle immer wieder über die 4 Fender Polsterung an backbord. Dann war sie endlich still und machte es sich im Sand und lässig an die Mauer gelehnt bequem. Der nun endlich beruhigte Capitano ging ans Werk und schrubbte die Dame im knietiefen Wasser mal ordentlich durch – ähh - ab. Man glaubt als Laie gar nicht wieviel Grünzeug sich an den Propeller setzen kann. Obwohl wir ihn doch vorsorglich ständig in Betrieb hatten. Als der Capitano nach ca 2 bis 3 Stunden des Schrubbens und Kittens fertig war, sah er aus wie ein Mariechenkäfer. Überall und besonders am Rücken hatte er rote Flecken vom Antifouling. Der Marinachef sah es und nun begann eine Turnstunde die die Capitina amüsiert beobachtete. Trotz seiner Bemühungen seine Arme länger zu machen als sie nun mal sind und sich um die eigene Achse drehend, wie ein Hund der seinen Schwanz jagt (OK! Ein klein wenig übertrienben!), kam der Petzi nicht an seinen Pünktchenrücken. Er verdrehte sich und seine Arme aber kam und kam nicht ran. Da pfiff der Vorturner vom Slip aus und zeigte ihm die Trockenübung vor. Er bedeutete ihm sich im Wasser hin zu legen und dann wackelte er mit Arsch und Schultern als würde er sich, wie Balu der Bär, an einer Palme schrubben. Der Capitano machte es nach, war allerdings in zu tiefem Wasser und schluckte so wohl ein bisschen Salzwasser ohne den Grung zu berühren. Der Vorturner zeigte weiter zum Strand und führte ihm die Bewegung noch einmal vor. Der Capitano befolgtre die Anweisungen und siehe da: er bewegte sich graziös wie ein dicker Käfer auf dem Rücken und pflügte durchs Wasser. Am Ende hat es auch nix gebracht und die Capitina wusch seinen Rücken mit einer Pütz Wasser – so wie sie es schon am Anfang vorhatte! Aber sie bot ihre Hilfe erst nach der kleinen Vorstellung an, um diese ja nicht zu verpassen :) Am Ende überzeugten wir sogar unseren ungebetenen, selbsternannten Trockenfallbegutachter, der es sich nicht nehmen ließ noch einmal vorbei zu schauen, um die sitzende Anima eingehend zu prüfen. Zufrieden nickte er uns mit Daumen oben, respektvoll zu und gab uns nun doch seine Erlaubnis weiter zu machen. Na Gott sei Dank!!! Da waren wir aber froh! Wir hatten schon befürchtet die Anima wieder ins Tiefe schieben zu müssen, falls der Mensch mit der Zahnlücke nicht zufrieden gewesen wäre. Wir konnten nun unser Tagwerk mit der Erlaubnis von ganz weit oben beenden. ;) Am Abend wandelten wir das gespaarte Krangeld in ein üppiges Mahl in einem Restaurant, mit Blick auf unser schräges Boot, um. Es gab zuviel Wein, Bier, Paella, Muscheln und Fleisch. Nicht mal mit dem 1/2l Kaffeelikör und Jürgens Hilfe, der von seinem Joggingausflug (mal eben um die ganze Bucht bis nach Baiona!) zurück kam, bewältigten wir das üppige Mahl. So vollgefressen hätten wir nicht mal Last auf der Anima umverteilen müsssen um Schräglage zu kriegen. Wir hätten uns nur auf die Backbordkoje setzen müssen und hätten locker 10° hinbekommen.Wir feierten die schräge Aktion bis in die Nacht. Um halb 11 winkte uns Anima mit ihrem Mast wieder zu sich. Freudig, über das nahende Hochwasser, hoppste sie sich aus dem Sand. Erledigt von dem aufregenden Tag und der Völlerei fuhren wir das schräge Boot und Jürgen zurück zum Ankerplatz und setzten den Extremsportler an der brav wartenden Tide ab. Anker rein und austariert wird morgen oder wir schlafen einfach beide auf der Steuerbordseite?!

aktualisiert: 04.11.14

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