Den Haag bis Monsieur Hollande,

 

Am 12.7. gings weiter. Ich hatte mir im Baumarkt noch schnell einen neuen 8m Festmacher gekauft. Ich hatte halt meine Probleme mit dem alten. Er wollte von Anfang an nicht mit auf die Reise, hat jedes mal beim Festmachen rumgezickt und windete sich nach allen Seiten. Dann als ich ihn ein mal nicht im Auge hatte – nur für 2 sec! – da hat er sich mit der Welle von Bord gemacht. Er hing auch weiter nicht an uns und ist ab sofort Holländer. Hab ich auch nichts dagegen! Denn wenn etwas von Bord geht, darf etwas Neues her :) Durch den Neuen an Bord lernten ich und der Capitano dann auch den Augspleiß kennen und ich dazu noch den Takling. Und wir haben den Tampen gut gemeistert. Er ist gut erzogen und bleibt hoffentlich noch eine Weile.

Wir fuhren um 8 von Scheveningen nach Belgien rüber. Um 18:00 Uhr kamen wir in Zeebrugge an. Der Hafen ist groß und man fährt einmal quer hindurch, an den großen Containerschiffen vorbei, die grad gelöscht werden,an Marinebooten verschiedener Größen, an Fischerbooten, Kränen usw. bis in den Royal Belgian Sailing Club. Für Besucher waren gleich am Anfang des großen Hafens die Stege gedacht. Wieder einmal lagen die Einrichtungen kilometer entfernt. Aber Bewegung tut ja auch gut. Königliche Preise gab's auch, aber die Sanitären Einrichtungen waren leider nicht so royal. Petzi ging kalt duschen. Langsam aber sicher müssen wir auch mal wieder Wäsche waschen. Z.B. wird das Bettzeug durch die hohe Luftfeuchte bei schlechtem Wetter klamm. Bei gutem wird sie meist auf dem Großbaum gelüftet, aber schlechtes Wetter hat man halt auch oft. Auf Wind rechnen wir schon gar nicht mehr und die Anima ist eher Motor- als Segelboot. Am Steg entdeckten wir noch die Spica, die uns vom Trans Ocean Treffen bekannt war und schon mal um die Welt reiste. Nun hat sie neue Eigner, die auch begehrlich nach Westen reisen. Vielleicht sehen wir uns ja öfter. Besonders sehenswert ist Zeebrugge nicht. Es hat viel Hafen, moderne Häuser, noch in Bau befindliche Gebäude und viele Wohnungen sind zu verkaufen. In Holland war uns schon aufgefallen, das oft Häuser oder Wohnungen und Geschäfte leer standen und „Te Huur“ oder zu verkaufen waren. Immobilienkrise? Die Belgier sind sehr freundlich und hilfsbereit. Wir sind noch etwas rum geschlendert und am nächsten Morgen machten wir uns auf einen neuen Hafen zu besichtigen: Dunquerke. Auch hier hielten wir uns nicht lange auf und besorgten nur Diesel.. Eilig zogen wir am nächsten morgen um 5:40 Uhr nach Boologne Sur Mer weiter. Schön mit dem Strom und Motor. Unterwegs sah ich kurz auch einen langen Rücken und eine typische Schwanzflosse und bin überzeugt, daß es ein Delphin war. Wenns Wale im Rhein gab, warum nicht auch Delphine hier im Kanal? Wir waren recht schnell und so hatten wir noch Zeit um uns ein leckeres Abendbrot zu angeln. Ich hab ja mal gehört, daß früher am Anfang des Atomzeitalters der radioaktive Abfall oft in den Ärmelkanal versenkt wurde. Meine Theorie wurde durch Petzens Angelversuch gestärkt. Denn als er seine Angel reinhielt und ein wenig gepilkt hatte zog ein Monstrum an der Schnur. Er konnte kaum die Angel halten und Schwupps war er wieder ab. Er hat sich den schweren Pilker schmecken lassen und anscheinend drauf gewartet ob denn der Narr da oben noch mal versuchen würde ihn zu fangen. Der Capitano tat dies angestachelt von dem großen Fang der ihn da unten erwarten sollte. Kaum im Wasser und längst noch nicht auf dem Grund schnappte sich der Räuber auch den 2. Metallfisch. War satt und hat uns sicher noch zu gewunken. Nachdem der Captain also 2 unserer 3 Pilker verfüttert hat, versuchte er es mit etwas leichterem. Aber es hatte sich wohl da unten schon rum gesprochen und alle Fische ließen den Köder mit wissendem Grinsen links liegen. Enttäuscht, aber mit vor Aufregung großen Augen machten wir uns weiter. Der war sicher mutiert, dachte ich mir noch. Was hätten wir auch mit einem solchen Fisch anfangen sollen? Wahrscheinlich hätten wir ihn verschenkt.

In Boulogne Sur Mer kamen wir dann so 13:30 Uhr an. Ein großer Hafen, aber recht schön. An der Promenade direkt am Hafen waren Buden aufgebaut und eine Menschenmenge war auf den Beinen. Erst später ging uns ein Licht auf. Mensch der 14.7. ist doch Feiertag. Sturm auf die Bastille. Anfang der Französischen Revulotion 1789. Da war es uns klar. Wir wunderten uns aber trotzdem, daß der Hafen von 3 bis 8 gesperrt werden sollte. Wir machten wieder recht weit vorn fest. Diesmal zum Glück. Gegenüber von unserem Steg und durch einen Zaun getrennt lagen mehrere Marineschiffe. Mit Schlauchboot waren Taucher unterwegs und ganz adrett gekleidete Menschen liefen dort herum. Vom Nachbarboot (auch aus Berlin und im selben Verein wie die Merle und einem ehemaligen Kollegen von Christoph, dem Oberarzt Hubert) erfuhren wir, daß genau uns gegenüber der President Frankreichs an Bord gehen sollte. Wir dachten erst das sei ein Scherz. Aber es machte jedenfalls Sinn daß die Marina gesperrt werden sollte. Wir warteten erst. Dann war es zu langweilig. Und als ich grad zum Steg hoch laufen wollte um ein Geschäft zu erledigen, sprach mich ein sauber Uniformierter in englisch an. Er rief mir zu: You will miss the president!“ Ich nur: „ Really??“ Er bejahte und auf meine Frage wann er denn komme, meinte er so in 20 Minuten. Mein Geschäft konnte warten. Schnell schauten wir uns noch mal im Internet genau Monsieur Hollandes Gesicht an um ihn ja nicht zu verwechseln und dann war er schon da. Lief den Steg lang. Keine 5m vor uns. Erst machte ich Bilder, dann als er vor mir war, fand ich es irgendwie unziemlich ihm dierekt ins Gesicht zu blitzen, also starrte ich ihn nur an. Er fing den Blick auf und lächelte mir ein genicktes „Bonjour“ zu und ich grinsend zurück. Ich hab also wirklich mit dem französischen Presidenten 2 Worte gewechselt. Chi Chi :) Manche klatschten verhalten als er vorüber ging. Ich dachte nur er wäre größer, aber sympathisch wirkt er. Christoph fragte nur warum ich ihn nicht auf ein Bier eingeladen hab. Aber typisch undeutsch, weiß ich nicht was Bier auf französisch heißt. Also, wenn noch jemand irgendwas offizielles mit Frankreich zu erledigen hat, nur her damit. Ich leite es meinem neuen guten Bekannten an oberster Stelle weiter :)

Wir wurden von unseren Nachbar sehr freundlich auf ein Bier eingeladen und unterhielten uns über dies und jenes. Sehr nette Leute, die wirklich wegen des Segelns unterwegs sind. Sie machen lange Törns und sind so mehrere Tage lang unterwegs, kommen dafür aber auch rum in kurzer Zeit. Sie segeln schon sehr lange und wir nahmen ihre Tipps freudig an.

Am Abend gab es noch ein richtig schönes, großes Feuerwerk, welches wir vom Boot aus genossen. Wir haben aber auch manchmal Glück. Nun werden wir heute weiter Richtung Cherbourg und über Nacht segeln, um mal etwas Strecke zu machen.

aktualisiert: 04.11.14

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