Hallo ihr vor dem Flimmerschirm,

 

wir haben heut endlich mal wieder etwas Zeit gefunden euch auf den laufenden zu bringen. Am Samstag den 15.06.2013 begann unsere Reise von Greifswald nach Hiddensee. Den lieben Herrn Papa Heinzi haben wir schweren Herzens verabschiedet. Ebenso wie die Crew der Taras, die uns noch mit Abschiedsgeschenken überhäuft hat. Herzlichen Dank euch allen noch mal für die Hilfe. Wir freuen uns schon auf die Glitzeraugen von den Kindern, die wir jetzt beschenken können und unsere eigenen wenn wir unser Weihnachtsgeschenk aufmachen. Wir haben noch ein bißchen die Kajüte mit den Abschiedskarten und -wünschen geschmückt. So sehen wir z.B. vom Klo direkt in die großen Augen von Bommel (Ayla). Auch da freuen wir uns schon auf das Geschenk von Claudi und Falk. GLITZERAUGEN. Also Ablegen ist ja nicht schlimm, anlegen dagegen immer etwas aufregend für mich. In Neuendorf zeigte sich dann auch, daß ich es schon lange nicht mehr geübt hab. So fragte ich nur: Wieso jetzt? als der Skipper mich anwies aufs andere Boot nebenan rüber zu gehen. Ich beschloss dann doch erst vorne die Leine zwei helfenden Frauen an Land zu zu werfen, da ich eh nur den Allerwertesten vom Capitano in der Plicht als Antwort auf meine Frage sah. Nachher hat er mir dann erklärt, daß ich ihm hinten hätte helfen sollen, damit wir nicht quer treiben. Hm. Ach so! Naja. Die Klampe hab ich dann vor Aufregung unter den Augen der routinierten Seefrauen auch noch falsch belegt, was mir dann auch prompt gesagt wurde. Ich nuschelte nur was von: „Ähm ja. Ich muß noch etwas üben. Machs ja nicht so oft.“

Hiddensee ist eine schöne Insel, aber klein. Und so hatten wir sie mit den Inseleigenen Fahrrädern schon am ersten Tag nach der Ankunft erkundet. Alles was man dort so bewundern kann, also 2 Leuchttürme, Schafherden, ein bisschen Inselkunst und Strand hatten wir abgehakt. Nur der Wind wollte nicht mit sondern gegen uns. Also blieben wir noch bis zum 18.06. dort, beobachteten Sonnenuntergänge, ließen den Drachen steigen und ich mich im Outdoorschach schlagen – natürlich mit Absicht ;) Chrissi nimmt es ganz ernst, mit dem sich auf die Grundbedürfnisse des Menschen zu konzentrieren, während so einer Reise. Also fragt er ständig: „Was essen wir denn BESONDERES heut abend? ...zum Frühstück? …zum Mittag?... Wow! Hätt ich ihm alle Fischbrötchen und den Labskaus, den er wollte gekauft, würden wir in 2 Monaten wieder in Diensdorf sein. Mit tollen Geschichten von den leckeren deutschen Gerichten im Gepäck. Noch halte ich ihn bei Laune mit Grillen und anderen Vorschlägen, was so die Bordsküche hergeben kann. Es läuft so ganz gut und meist macht der Skipper auch den Smutje.

Am 18. legten wir dann früh um 5:30 Uhr ab. Hab nicht allzu viel mitbekommen und wäre gern noch liegen geblieben, geht aber nicht bei dem Krach. Und so half ich muffelig beim ablegen. Zum Glück für uns beide fuhr der Skipper dann alleine weiter und ich konnte mich wieder unter Deck begeben und intensiv ins Kissen denken. Insgesamt 12 h brauchten wir bis Warnemünde teils gesegelt, teils motort. Ich bin so dankbar, daß ein Segelboot auch einen Motor hat... Ist übrigens wie ein Wasserbett mit Massagefunktion, wenn man bei laufendem Motor in der Koje liegt. Ich konnte super schlafen. Ich hoffe nur es ist kein Zeichen von Seekrankheit, daß ich so müde werde. Der Capitano freut sich während des Segelns und zieht mal hier, macht mal da etwas lockerer, schaut dann ganz gespannt und wenn er dann noch ein bisschen gezuppelt hat, strahlt er mit einem zufriedenen Gesicht in die Plicht. Ich mach eher einen auf Navigator und sag ihm, wo welche Tonne kommen müsste und ob der Kurs so stimmt. Stimmt der Kurs nicht, dann wieder das angespannte Gesicht :) Abends kamen wir dann in Warnemünde an. Anlegen klappt schon besser. Die Marina „Hohe Düne“ ist riesig und schön. Sogar luxuriös würde ich sagen, denn die Waschräume sind direkt auf dem Steg - mit Einzelkabinen. Alles schön neu und sauber. Das eigentliche Hafengebäude haben wir uns gar nicht angeschaut, aber es soll wohl noch toller sein. Der Preis war allerdings nicht so toll. Dafür war aber W-Lan mit drin und ich hab ausgiebig die Dusche genossen. Nächsten Morgen um 7:30 Uhr legten wir wieder ab. Ist recht unspektakulär. Leinen los, erst Lee dann die Luvleine, um den Dalben drücken und je nachdem was der Skipper so an der Pinne treibt, noch von Nachbarbooten abhalten. Dann Fender rein, Leinen aufschießen, alles verstauen und am Ende alles wieder rückwärts wenns wieder ans Anlegen geht. Juhu. Eine Seefahrt die ist lustig. Aber gut. Es ist auch mit die einzige Bewegung an Bord die man so kriegen kann. OK. Da ist auch noch mein linkes Auge, daß seit ein par Tagen zuckt und sich so etwas sportlich betätigt.Ob das normal ist auf See? Vielleicht trugen deshalb so viele Kapitäne Augenklappen.

Um 15:20Uhr sind wir im Ort Orth auf Fehmarn angekommen. Nachts hats gekracht und geblitzt, als hätte es Jahrzehnte hier kein Unwetter gegeben und sich alles auf einmal entladen. So war es wohl auch, bestätigte uns ein alter Insulaner, der uns auch 2 Fahrräder auslieh, die fast ausschließlich von Kabelbindern zusammen gehalten wurden. Aber sie hielten die 5km zum nächsten Aldi und schwer beladen auch wieder zurück durch. Das Wetter spielte nicht mit und so blieben wir insgesamt 4 Nächte auf Fehmarn. Ein wunderschöner Hafen. Aber diese Mückenschwärme... Man hörte sie summen. Es war schwülheiß und so badeten wir in der Ostsee trotz Quallen und Seetang an. Meine Karriere als Navigator hat sich auch erledigt. Denn am 3.Tag auf Fehmarn beschlossen wir noch mal die 5km zum Aldi zu laufen. Die Gegend ist ja recht schön und hat was vom Bett im Kornfeld. Mit dicken Pullis und Regenjacke, dem kalten Tag entsprechend, machten wir uns über den Deich auf nach Petersdorf. Als noch 3,9 km laut Wegweiser vor uns lagen, schlug ich eine Abkürzung in eine Sackgasse vor, um den Weg doch noch etwas spannender zu machen. Das Schild galt doch sicher nur für Autos und ich war mir sicher das Dorf da am Horizont MUSS Petersdorf sein. Aus den insgesamt 5 km machte ich nicht nur 10 sondern führte den kurzhosigen Capitano durch brennesselgespickte Dornenbüsche, zauberte Kletten an seinen schönen Seemannspulli und querfeldein durch Matsch direkt nach Koppendorf. Es war inzwischen heiß geworden und auch meine Gesangseinlagen, wie: „Das Wandern ist des Petzens Frust...“ halfen über meine Orientierungslosigkeit nicht weg. Ab Koppendorf waren es dann noch genau 3,9km. Trotz Brathähnchen Stärkung bei Aldi schleiften wir uns wieder auf den Heimweg und angelten uns von Bushaltestelle zu Bushaltestelle. Der Bus fuhr nur 3 mal am Tag. Das wußten wir schon nach der ersten Haltestelle. Unsre Hoffnung starb dennoch erst ganz am Schluß. Zurück am Boot fielen wir erschöpft in die Kojen. Und wofür das alles? Ich sags euch: Wir haben 2 Packungen Quark gekauft.

Inzwischen sind wir in Kiel angekommen. Zur Zeit ist hier Kieler Woche und wir wurden von wunderschönen Traditionsseglern emfangen. Die Überfahrt war recht ruppig. Schöne Welle und wie Svenja meinte, der Wind kommt immer von vorn. Bisher ist noch alles glatt gelaufen. Bis auf nasse Kojen im Vorschiff und die Steuerbordlampe am Bugkorb hat der Chef beim letzten Ablegemanöver gleich mit am Dalben abgelegt. Die Reparaturen sind schon erledigt. Morgen, also am 25.06. soll es dann mit der Berufsschifffahrt durch die Schleusen zum NOK gehen. Die Schleusen für die Sportboote sind gesperrt. Na toll. Und das, wo ich das Schleusen doch so besonders mag.

 

Bis zum nächsten W-Lan und die besten Grüße in die Heimat

der Capitan und die Capitina

P.S. Das mit der Pinnwand ging bisher noch nicht und wir haben eure Kommentare nicht erhalten. Wir haben versucht es zu richten. Also auf ein Neues.

aktualisiert: 04.11.14

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