Eine Seefahrt die ist lustig! Kapitel 3

 

die Geschichte ging dann so weiter: Am 25.06. machten wir uns früh um halb 9 zur Schleusung in den Nord-Ostsee-Kanal (NOK) auf. Mit bibbernden Knien (denn da kommt so ein Bild in mir hoch: Ich kriege den Festmacher nicht oder kann die Leine nicht umlegen und dann treibt das Boot quer und unkontrolliert in der Schleuse rum. Dann zerschellen wir an den Spuntwänden und werden durch die Strudel in die Tiefen der Schleusenkammern gesogen...) steh ich also da vor den großen Kammern. Meine Aufregung steigert sich noch dadurch weil wir mit den großen Pötten mitgeschleust werden, weil die kleineren Schleusen für die Sportbote noch in Reparatur sind. Jetzt seh ich auch noch riesige Schiffsschrauben und Brei unter der Aida... . Dann kommt das weiße Licht auf mich zu.... Unterbrochen.... Das ist das Signal zur Einfahrt. Wir fahren rein und plumps. Aller Streß vergessen. Die haben Schwimmstege! Man springt rauf, macht in Ruhe fest und guckt zu wie der Steg sich mit dem Wasser hebt oder senkt. Ich nenne das Luxusschleuse. Während man seelenruhig wartet geht man noch kurz in den Schleusenkiosk, bezahlt den ganzen Spaß für die NOK Schleusen und die Kippen. Dann geht’s auch schon wieder weiter. Segeln ist im NOK verboten also tuckerten wir den ganzen Tag und machten dann abends vor der Schleuse in den Gieselau Kanal fest. Der Kanal ist ganz nett. Man sieht aber nicht allzuviel. Jede Menge große und noch größere Frachter schieben sich da lang und nur das Überholen oder überholt werden ist ein bißchen spannend. Allerdings überholten uns sogar die Fahrradfahrer die am Kanal lang fuhren. Nur mal so um sich vorzustellen wie langsam man doch mit dem Boot unterwegs ist.

In Brunsbüttel angekommen, sind wir gleich in die nächste Festivität geraten. Kanalgeburtstag. Die Marina liegt gleich steuerbord von den Schleusen in die Elbe. Also wenn man den Arm vom äußeren Steg ausstreckt kann man fast die Riesenschiffe berühren die eindrucksvoll an einen vorbei schrauben. Und wenn man sich dran festhalten könnte, würde man man irgendwann nach St. Johns, Norwegen oder Singapur gelangen. Sie winken auch gerne zurück :)

Linker Hand also die lauten Pötte und rechter Hand Buden und Konzertbühnen. Da der Wind nicht so wollte lagen wir bis Sonntag dort. Also 4 Nächte. Dazu schlechtes Wetter und die Stimmung ließ nach. Aber nicht für lange, denn wir lernten die Crew der Santiano kennen. Lars und Matje zeigten uns ihren geräumigen 3 Master mit urgemütlichen Innenleben und viel kreativer Eigenleistung. Alle Achtung. Haben wir Augen gemacht. So stellen wir uns ein schönes Eigenheim mit Ambiente vor. Die Augen und besonders die Ohren wurden dann noch größer als dann am Samstag Lars und noch weitere 5 Mitglieder der Band „Valentine & The True Believers“ ihre Lieder, eine schöne Mischung aus Folk, Soul, Pop und Chanson in deutsch, französisch und Platt, brachten. Nicht einfach zu kategorisieren aber wunderschön mit Schifferklavier, Geige, Gitarren, Schlagzeug und einer schönen vollen Stimme der Valentina. Am Samstag spielten sie direkt vom Schiff und ab da war dann auch das Wetter wieder besser. Mit eurer Musik auf unserer Reise werden wir öfter an euch denken und danken euch. Es war schön euch kennengelernt zu haben und alles Gute nach Dithmarschen, Berlin und Hamburg.

Ein weiterer Stimmungsretter war mein lieber Schulfreund Martin und seine liebste Melanie ;) Sie brachten uns unser ersehntes Segel und schöne Stunden an Bord der kleinen Anima. Es tat gut noch mal einen alten Freund wieder zu sehen, bevor es weiter geht. Herzliche Grüße und vielen Dank nach Heide. Wir kommen bestimmt wieder mal vorbei ;)

Am 30.06. machten wir um 9:00 Uhr kurz nach Hochwasser los (nachdem wir bestimmt 10 mal mit dem Reeds nachgerechnet haben, wann das ist und zur Sicherheit am Hafenaushang nachgeschaut haben. Die Strömung haben wir auch berücksichtigt. STOLZ WIE BOLLE!). Auch bei der Brunsbüttler Schleuse wieder die Luxusanlage selbst bei der kleineren Schleuse :) Aufgeregt waren wir dennoch. Jetzt kommt die Nordsee mit den Tidenströmen und die Elbmündung. Es war Westwind Stärke4. Erst war nur Welle und wir machten ganze 3 Knoten (keine 6km/h). Wir kämpften also im Omatempo vor der großen Schleuse mit den riesigen Schiffen rum bis wir allmählich schneller wurden. Die Wellen wurden kleiner und die Strömung nahm zu. Am Ende machten wir 8,2 kn mit fast Standgas!!!! Ja sind jetzt umgerechnet keine 16km pro Stunde aber WOW. Wir slideten nur so dahin und es ist SCHNELL für unser Boot. Wir genossen die Fahrt bis zur Hafeneinfahrt Cuxhaven. Dann war wieder vorbei das Hochgefühl. Wir waren ZU SCHNELL. Wir hatten noch immer 8 kn Fahrt und wir sahen uns schon an der engen Einfahrt vorbei gespült. Christoph machte ein verbissenes Gesicht, wurde ruhig, was mich beunruhigte. Dann das Manöver: erst so halb vorbei an der Einfahrt dann gegen die Strömung schräg rein gedrückt, mit richtig Dampf in der Maschine. Und Plötzlich war da keine Strömung mehr, Gas weg genommen und sicher manövrierte uns der Capitano ins Hafenbecken. Puh! DOPPELT STOLZ WIE BOLLE! Wir nahmen gleich die erst beste Box und dann ein Anlegerbierchen. Nebenan lag ein nettes Pärchen aus Schweden und wir palaberten noch nett über die Werft, in der die Anima entstand , Kristinehamn, wo die beiden her kommen. Sie erzählten uns noch von ihrem letzten Jahr in Europa und den harten Winter in Frankreich. Sie ließen uns ihre Homepagedaten da und schenkten uns ihren Internetzugang und die Hafenkarte. Ich hoffe wir kommen noch dazu sie uns durch zu lesen. Auf unserem Vorbereitungstörn letztes Jahr waren wir schon so begeistert von Schweden und so nette Menschen. Liebe Grüße und Tack in den Norden nach Kristinehamn. Wir erkundeten noch ein wenig das Lotsenviertel in Cuxhaven und dann gings in die Kojen. Am nächsten Morgen zeigte sich dann, das es nicht gut ist gleich die erst beste Box zu nehmen. Nur so angemerkt: Neben uns die Boote waren alle min. 3m länger als unser Boot und wer wurde, grad als wir beim Frühstück saßen, von hinten angefahren? Die lütte Anima! Und ich meinte noch kurz vorher wie toll die Holländer segeln können müssen mit ihren Plattbodenschiffen! Na ja. Es ist zum Glück nicht viel passiert. Der Holländer fuhr rückwärts um an die Wassertanke gegenüber von uns an zu legen und als er im Rückwärtsgang war ist der Bautenzug raus gesprungen und er konnte nicht mehr in den Vorwärtsgang. Also anstatt vorwärts zu fahren setzte er beim Gas geben rückwärts und schrammelte mit ordentlich Schwung gegen unsere Badeleiter und den Heckkorb. Wow. War schon Schock. Zum Glück ist aber nichts weiter passiert, außer das der Heckkorb ein wenig nach vorn gedrückt wurde, so daß unsere Relingsdrähte locker hingen und die Badeleiter einen Knick hat. Wir halfen noch ihn fest zu machen und es tat ihm sichtlich leid. Wir beließen es bei dem Kontaktdatenaustausch und ein paar Fotos. Wir bekamen dafür noch ein paar nützliche Infos über die Staande Mast Route in Holland und sehr guten Wein. Also alles gut. :) Damit auch Grüße nach Holland.

 

aktualisiert: 04.11.14

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